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Wilfried Schauerte

*1945
Amtsleiter des Schul-, Kultur- und Sportamtes Attendorn und Erster Vorsitzender des Kreissportbundes Olpe

Wilfried Schauerte, geboren 1945 in Attendorn, war Verwaltungswirt und langjähriger Amtsleiter der Hansestadt Attendorn. Als Vorsitzender prägte er den Kreissportbund Olpe maßgeblich und entwickelte ihn zu einem modernen Dienstleister mit hauptamtlichen Strukture

Kurzbiografie

  • 1945 Geburt in Attendorn
  • 1950-1954 Volksschule Attendorn
  • 1954-1961 Städtisches humanistisches Gymnasium Attendorn, Abschluss Mittlere Reife
  • 1961-1964 Ausbildung bei der Hansestadt Attendorn zum Verwaltungsangestellten
  • seit 1961 Vereinszugehörigkeit SF Dünschede, Spieler in A-Jugend sowie 1. und 2. Mannschaft Fußball
  • 1964-? Sachbearbeiter in verschiedenen Ämtern der Hansestadt Attendorn
  • 1973 Ende der aktiven Sportlaufbahn, Wechsel in den Spielausschuss SF Dünschede und Betreuer der 2. Mannschaft, Aufstieg in die Kreisliga B
  • 1974 Erste Verwaltungsprüfung Verwaltungswirt
  • 1975-1980 Stellvertretender Vorsitzender SF Dünschede, Schwerpunkt Organisation 50-jähriges Vereinsjubiläum 1978
  • 1979 Mitbegründer der Jugendspielgemeinschaft Dünschede/Helden
  • 1980 Zweite Verwaltungsprüfung Diplomverwaltungswirt
  • 1980-1992 Vorsitzender SF Dünschede, Neubau Vereinsheim 1989/1990, Fertigstellung neue Sportplatzanlage 1991
  • 1983 Silberne Verdienstnadel des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen
  • 1984-1992 Stellvertretender Amtsleiter Hansestadt Attendorn
  • 1984-2009 Geschäftsführer Stadtsportverband Attendorn
  • 1992 Amtsleiter des Schul-, Kultur- und Sportamtes Attendorn, Rücktritt als Vorsitzender SF Dünschede zur Wahrung der Neutralität
  • 1993-2019 Erster Vorsitzender Kreissportbund Olpe, Umstrukturierung zum modernen Dienstleister, Aufbau hauptamtlicher Strukturen, bis zu 5 Angestellte, Duales Studium und Bundesfreiwilligendienst integriert
  • 1993 Goldene Verdienstnadel des FLVW
  • 2003 Ehrenmitglied und Träger der goldenen Ehrennadel SF Dünschede
  • 2003 Übernahme von acht Offenen Ganztagsgrundschulangeboten in Attendorn, Olpe, Drolshagen und Wenden durch den KSB Olpe
  • 2010 Pensionierung im Alter von 65 Jahren
  • seit 2010 Mitglied im Ausschuss für Sport und Kultur des Kreises Olpe
  • seit 2012 Mitglied der kommunalen Bildungskonferenz
  • 2011 Großer Wappenteller und Urkunde des Kreises Olpe für Verdienste im Sport und Ehrenamt

Wilfried Schauerte über …

… die Stadt Attendorn und den Kreis Olpe

Attendorn war immer eine Industriestadt, schon in den 50er und 60er Jahren. Die Firmen, die ich eben genannt habe, VIEGA, Muhr und Bender, Aquatherm, die kamen später dazu. Das waren diejenigen, die in Attendorn die meisten Beschäftigten hatten und viele Arbeitsplätze bereitstellten.
In dem Dorf, in dem ich gewohnt habe, waren sicherlich zwischen 70 und 90 Prozent der Menschen berufstätig und arbeiteten in Attendorn. Attendorn war immer eine Anlaufstelle, auch wenn die Dörfer früher noch nicht zur Stadt gehörten. Das kam erst mit der kommunalen Neugliederung.
Die Stadt Attendorn war im Kreis Olpe sicherlich die, die die meisten Arbeitsplätze bot, auch für Menschen aus den Nachbarorten. Es gibt ja sieben Kommunen im Kreis Olpe, und der Kreis war damals insgesamt nicht sehr groß, eher ländlich geprägt.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass sich die Politik in Düsseldorf sehr schwergetan hat, den Kreis Olpe überhaupt entstehen zu lassen. Es gab aber einige einflussreiche Persönlichkeiten im Kreis, die sich stark dafür eingesetzt haben, dass der Kreis bestehen blieb. Man musste schließlich sogar Nachbarorte aus dem damaligen Kreis Meschede, der heute Hochsauerlandkreis heißt, hinzunehmen, um auf die 100.000 Einwohner zu kommen. Sonst wäre es nicht passiert.
Den damaligen Landtagsabgeordneten Dr. Lenze werde ich nie vergessen. Er war in der CDU, und damals hatte man ja noch die absolute Mehrheit. Er hat sich sehr verdient gemacht und dafür gesorgt, dass der Kreis Olpe heute so ist, wie er ist.“

… die Entwicklung des Fremdenverkehrs rund um den Biggesee

„Der Tourismus kam letztlich richtig in Gang, als der Biggesee entstand. Durch ihn verschwanden alte Dörfer im Wasser. Das geht zurück auf den damaligen Ministerpräsidenten Meyers, der sich trotz großer Widerstände in der Bevölkerung, die ihre Heimat verloren, durchsetzte und den Bau des Biggesees möglich machte. Wenn man die Menschen heute fragt, wie das damals mit dem Umzug war, erzählen viele, dass sie ein neues Haus an einem neuen Ort oberhalb des Sees bekamen. So entstand zum Beispiel Neu-Listernohl, das früher Listernohl hieß, oder auch das Dorf Sondern. Aus dieser Situation heraus entwickelte sich der Fremdenverkehr. Der Biggesee wurde zum Anziehungspunkt und in den 70er-Jahren weiter ausgebaut. In Attendorn entstanden neue Gaststätten und Hotels. Einige alte Hotels gab es schon nach dem Krieg, sie waren aber eher für Vertreter gedacht, die die Firmen besuchten. Später kamen dann die Familien aus dem Ruhrgebiet, die Urlaub am Biggesee, in Attendorn oder in Olpe machten.

Der Biggesee wurde Ende der 60er-Jahre angelegt, aber auch vorher gab es in Attendorn schon Fremdenverkehr. Die Attahöhle, eine Tropfsteinhöhle, war bereits weit bekannt und wurde jedes Jahr von Tausenden von Menschen besucht. Durch die Attahöhle und später den Biggesee wurde Attendorn überregional bekannt. Auch die Burg Schnellenberg spielte eine Rolle, sie lag etwas außerhalb. Dort gab es früher sogar einen kleinen Zoo, der später wieder abgeschafft wurde. Im Kern war der Fremdenverkehr in Attendorn aber geprägt durch den Besuch der Attahöhle, des Biggesees und der umliegenden Gaststätten.

In den 1960er- und 70er-Jahren hatte fast jede Ortschaft, die später zu Attendorn gehörte, einen eigenen Sportplatz mit roter Asche. Viele Dörfer gründeten in dieser Zeit eigene Sportvereine, so auch mein Verein, die Sportfreunde Dünschede, die bereits 1928 gegründet worden waren. Während des Krieges ruhte der Sport weitgehend, aber schon davor war der Verein aktiv. Daneben spielten auch die Schützenvereine eine große Rolle. Im Sauerland sind sie ja allgemein bekannt. Ein weiteres Ehrenamt von mir war, dass ich die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Dünschede 18 Jahre lang als erster Vorsitzender geleitet habe.

In einem kleinen Ort kennt jeder jeden. Wenn jemand am Gymnasium war und später bei der Stadt arbeitete, traute man ihm schnell zu, auch einen Verein zu führen. So entstanden viele Ehrenämter. In unserer Ortschaft gibt es heute rund 20 Vereine, die ein breites Angebot haben: den Musikverein, das Tambourkorps, verschiedene Dorfgemeinschaften und vieles mehr. Auf der Homepage duenschede.nrw sind sie alle aufgeführt.“

… seinen beruflichen Werdegang, Sport und Politik

„Ich war die meiste Zeit meines Lebens beim Schulamt tätig. Als stellvertretender Amtsleiter bin ich dort schließlich fest hingekommen. Als dann der Kollege 1992 in den Ruhestand ging, hieß das Amt ‚Amt für Schulen, Kultur und Sport‘. Zugleich war ich Geschäftsführer des Stadtsportverbandes Attendorn.
Ich musste mein Amt als Vorsitzender meines Heimatvereins aus Neutralitätsgründen aufgeben. Das war mir vollkommen klar. Der Bürgermeister sagte damals: ‚Du kannst nicht gleichzeitig Vorsitzender eines Sportvereins sein.‘

Ich behaupte von mir, dass ich besonders gute Kontakte zu den Dörfern hatte, aber auch zur Kernstadt. Ich habe Ihnen übrigens ein Heft zum 50-jährigen Jubiläum des Stadtsportverbandes Attendorn mitgebracht. Darin steht ein Grußwort von mir unter der Überschrift ‚Hauptamt unterstützt Ehrenamt‘. Das können Sie gerne behalten.
Wichtig war bei der ganzen Arbeit die enge Zusammenarbeit mit der Politik. In Attendorn kannte ja jeder jeden. Ich hatte mir angewöhnt, bevor ich eine Sitzungsvorlage schrieb und sie mit dem Bürgermeister abstimmte – egal ob es um den Sport oder die Schulen ging – vorher mit den Fraktionsvorsitzenden zu sprechen.
Der Ausbau der Schulen war zunächst mein Hauptziel. Es entstanden neue Grundschulen, andere wurden umgebaut. In manchen Ortsteilen mussten alte Schulen geschlossen werden, weil es dort nicht mehr genügend Schülerinnen und Schüler gab. So war es auch in meinem Ort: Die Volksschule wurde aufgelöst, und die Kinder mussten in den Nachbarort. In anderen Orten dagegen mussten Schulen erweitert werden, weil dort viele neue Familien mit Kindern zugezogen waren.

Mein persönliches Highlight war die Einführung des offenen Ganztags an den Schulen. Dieses Konzept gibt es ja bis heute, und ab 2026 wird es für die Grundschulen in Nordrhein-Westfalen sogar verpflichtend sein.
In den 1970er-Jahren entstand der Stadtsportverband Attendorn. Damals war ich dort noch nicht ehrenamtlich tätig. Die Ehrenamtlichen machten das alles selbst. Wenn sich der Vorstand, der damals aus vier Personen bestand, traf, wurde ich aber immer eingeladen, um über sportliche Themen zu sprechen. Die vier Herren hatten ihre Vorschläge, die dann an die Verwaltung herangetragen wurden.
In den 1960er- und 70er-Jahren entstand auch eine neue Dreifachturnhalle für das Rivius-Gymnasium. Das alte Gymnasium hatte nur eine baufällige Turnhalle, und durch die steigende Schülerzahl musste erweitert werden. Mit dem Neubau erhielt die Stadt eine moderne Dreifachturnhalle. Die Belegung dieser Hallen lag beim Stadtsportverband Attendorn in Zusammenarbeit mit der Verwaltung, damit alles gerecht und neutral ablief.“

 

… den Ausbau der sportlichen Infrastruktur

„Große Probleme gibt es immer, aber sie sind meistens im Einverständnis mit der Politik gelöst worden. Die Stadt Attendorn wuchs stetig, weil viele Familien mit Kindern zuzogen, die – wie gesagt – in den ansässigen Firmen Arbeit fanden. Gemeinsam mit dem städtischen Bauamt war es dann notwendig, Anbauten für Schulen zu planen, bei denen unser Schulamt beziehungsweise ich für die Einrichtung zuständig war: neue Klassenräume, Chemie- und Physikräume und vieles mehr. Das war über viele Jahre hinweg meine Hauptaufgabe im schulischen Bereich. Dazu gehörte in erster Linie, Ausschreibungen zu erstellen, diese in die politischen Gremien einzubringen, Beschlüsse herbeizuführen und anschließend die Umsetzung zu begleiten.

Im Sport hatten wir einen sehr aktiven Stadtsportverband. Die drei anderen Ehrenamtlichen – neben mir – hatten engeren Kontakt zu den Vereinen. Wer zu mir kam, hatte meist ein konkretes Anliegen, etwa den Wunsch nach Hallenzeiten oder Unterstützung bei bestimmten Projekten.

In den Dörfern wuchs der Sportbereich vor allem durch neue Sportplätze. In den 1990er-Jahren begann der Bau von Kunstrasenplätzen. Die größte Leistung – nicht meine, sondern die gemeinsame – war, dass alle Dörfer mit einem Fußballverein, unabhängig von der Spielklasse, einen Kunstrasenplatz bekamen, und zwar vollständig finanziert durch die Stadt Attendorn. Die Vereine bauten selbst, erhielten die komplette Förderung in Höhe der Baukosten, konnten die Mehrwertsteuer beim Finanzamt geltend machen und gaben diese Erstattung anschließend ehrlich an die Stadt zurück.
Das war für mich ein echtes Highlight – zu sehen, wie in Helden, Neu-Listernohl, Dünschede, Windhausen und weiteren Orten sechs oder sieben Kunstrasenplätze nacheinander entstanden. Zurzeit erhalten diese Plätze neue Beläge. Bei einem Verein hat die Stadt die Kosten erneut übernommen. Als sich dann – angesichts sinkender Gewerbesteuereinnahmen – die politische Stimmung änderte, hieß es plötzlich, die Vereine müssten künftig einen Eigenanteil zahlen. Der Stadtsportverband reagierte damals entschieden: ‚Wenn ihr das bei einem Verein bezahlt habt, dann müsst ihr es bei allen so handhaben.‘
Die große Anlage in Attendorn selbst – mit Laufbahn, Überdachung und allem Drum und Dran – hat am Ende wahrscheinlich nicht mehr gekostet als die Kunstrasenplätze in den Dörfern. Die Eigenleistungen, die dort beim Bau eingebracht wurden, waren enorm.

Das waren für mich zwei zentrale Schwerpunkte: einerseits der Ausbau der Schulen mit neuen Räumen und Mensen, andererseits die Entwicklung des Sports mit dem flächendeckenden Bau der Kunstrasenplätze. Diese beiden Projekte waren meine persönlichen Highlights – neben all dem alltäglichen Verwaltungs- und Organisationsgeschäft.“

… das Engagement des KSB im Ganztag

„Also, ich hatte ja von dem Jahr 2003 gesprochen, als die ersten offenen Ganztagsschulen kamen. Dadurch, dass ich Vorsitzender des Kreissportbundes war und wir Geld und Mitarbeiter suchten – denn natürlich braucht man dafür Personal – hat sich das Ganze entwickelt. Wenn ich Ihnen jetzt sage, dass der Kreissportbund Olpe heute 21 Grundschulen im offenen Ganztag betreut: ‚KiG‘ – Kinder im Ganztag – ist so entstanden. Ein Kollege im geschäftsführenden Vorstand war Rechtsanwalt, und der hat gesagt: ‚Wir müssen uns trennen.‘ Und zwar deshalb, weil bei den Mitgliederversammlungen des Kreissportbundes Olpe immer gesagt wurde: ‚Ihr braucht doch gar kein Geld.‘ So ist dann die KiG gegründet worden – das war die Idee des Rechtsanwalts.

Mittlerweile hat KiG bei diesen 21 Schulen rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – mit Leitungen, Diplom-Sozialarbeiterinnen, Erzieherinnen und Erziehern und so weiter. Neben dem offenen Ganztag gibt es weiterhin die Betreuung von 8 bis 13 Uhr. Und was mir besonders wichtig war: die Schulbegleitung und Integrationshilfen an den Schulen. Auch sie sind bei der KiG angestellt. Dazu kam noch die Bewegungsförderung für Kinder von null bis sechs Jahren und anschließend in der Grundschule. Dafür hat der Kreissportbund Olpe ein eigenes Programm für die Schulen aufgestellt – und man hört dort nur Gutes.

Der Landessportbund war anfangs etwas verwundert und meinte: ‚Das ist nicht unser Ding.‘ Aber später hat man Programme aufgelegt. Heute ist es so, dass, wenn ein Verein einen Übungsleiter in den Ganztag stellt, es 1.000 Euro für den Kreissportbund gibt, der das Geld dann an die betreffenden Vereine weiterleitet.

Was die ganze Betreuung betrifft, haben wir mittlerweile zwei dual Studierende im Kreissportbund, eine Mitarbeiterin für Verwaltung und Integration – das alles ist im Laufe der Zeit gewachsen. Die Geschäftsstelle in Olpe wird demnächst noch einmal umziehen: Ein Unternehmer baut ein Fitnessstudio, und der hat angeboten, dass der Kreissportbund seine Geschäftsstelle oben drauf einrichten kann. Dafür musste sich der Verband natürlich auch finanziell beteiligen. Zum Glück war da der großzügige Sparkassendirektor, der am 31. März in den wohlverdienten Ruhestand gegangen ist. Der hat gesagt: ‚Da müssen wir was machen.‘ Die Sparkasse verwaltet alle Konten der Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und des Kreissportbundes – und er hat immer gesagt: ‚Ihr seid ein mittelständischer Betrieb.‘

Es ist wirklich erstaunlich: Wenn man heute vom Kreissportbund und von ‚Kinder im Ganztag‘ spricht, merkt man, wie gut die Voraussetzungen geworden sind. Es gibt überhaupt keine Konkurrenz. Im Gegenteil – manche Anbieter scheuen sich inzwischen, bei einer Kommune ein Angebot abzugeben, weil ohnehin die KiG den Zuschlag bekommt. Und die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dort jetzt tätig sind, leisten großartige Arbeit. Das muss man einfach sagen. Die Idee damals – ich war der Erste, der das ausgesprochen hat – war unglaublich, wenn man sieht, was daraus geworden ist.“

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